Liebe Mitglieder des Vereins, liebe Helfer, Spender und Unterstützer!

Anfang des Jahres 2013 hatte der neue Staatschef Madagaskars Hery Rajaonarimampianina die Macht übernommen. Nach Jahren des Stillstandes, der Resignation, der Korruption, der Armut und des Ausverkaufes der Schätze des Landes mit einer zunehmenden Verelendung der ohnehin armen Bevölkerung waren wir nicht optimistisch, dass diese von dem Machtwechsel profitieren könnte. Dieser Pessimismus war berechtigt, wie der deutsche Journalist Klaus Heimer aus Tana und die Zeitschrift „Contemporary Africa“ zum Thema: „Madagascar-Anatomie einer Krise, Symptome eines gescheiterten Staates“, referierten:

Die Situation der 22 Millionen Madagassen verschlechterte sich 2014 weiter:

-Stromabschaltungen nahmen dramatisch zu und führten regional zu Unruhen.
-Stinkende Müllberge, fehlende Investitionen in die Infrastruktur als Dauerzustand
-Benzin- und Buspreise stiegen deutlich an.
-Die geplanten Senats- und Kommunalwahlen 2014 wurden zunächst auf 2015 verschoben
-Kidnapping, Überfälle, Räubereien nahmen weiter zu, unzweifelhaft waren Gendarmerie und Polizei gelegentlich involviert.
-Die Zuckerfabrik in Morondava mit unzähligen Arbeitsplätzen wurde zerstört.
-Mehrfach führten schwere Tropenstürme zu Tausenden Obdachlosen.
-Im Süden der Insel führte eine unverhältnismäßig lange Dürre zu Hunger und Not, Heuschreckenplagen und andere Pflanzenschädlinge vernichteten ganze Ernten.
-Justiz, Polizei, Service-Bereiche waren von Korruption gekennzeichnet, die parlamentarische Vertretung sei das Gespött der Republik, Beschlüsse gingen wohl an Meistbietende
-82% der Madagassen leben inzwischen unterhalb der Armutsgrenze.

Symptomatisch für die Lage im Land war einmal mehr der Pestausbruch 2014 in der Hauptstadt. 263 Menschen sollen seit September 2014 an Beulenpest erkrankt und 71 von Ihnen gestorben sein. Katastrophale Hygienebedingungen, Unrat, Armut und politische Fehlentscheidungen begünstigten die Ausbreitung des schwarzen Todes.

Der Verein „Melzer-Madagaskar-Projekt e.V.“ blickt dennoch mit Stolz auf ein erfolgreiches Jahr 2014 zurück. Neben 25 aktiven Mitgliedern ermöglichen eine beeindruckende Anzahl an aktiven und zuverlässigen Helfern und Unterstützern mit organisatorischem Aufwand, mit Geld- und Sachspenden die Vereinsarbeit. Dazu gehören viele unserer Patienten, dazu gehören Freunde und Kollegen. Noch nie konnten wir so viele Spenden akquirieren wie 2014. Exemplarisch für alle möchten wir 2014 Frau Wagner, Frau Dr. Oberhauser, Fam. Narr, Fam. Pfleger und Herrn Apitz für ungewöhnlich großzügige Spenden danken. Auch den Mitarbeitern der Firmen Takeda und medac seien hier besonders gedankt.

Das Jahr 2014 stand komplett im Zeichen der Rekonstruktion der Krankenstation für die Ärmsten. Mit den vom Verein gespendeten 10 000,- Euro wurde das Haus komplett entkernt, ein neues Dach gedeckt und die Elektrik erneuert, Wände und Böden gefliest und geputzt. Waschbecken, Toiletten und Duschen stehen nun zur Verfügung. Seit Dezember sind nun dort wieder Patienten untergebracht. Statt Drei- gibt es nun Zweibettzimmer. Betten wurden ausgebessert. So passen nun auch noch Nachttische und Sitzgelegenheiten in die Räume.

So sah es vorher aus:

So sah es vorher aus:

… die Rekonstruktion:

… und das eindrucksvolle Ergebnis:

Frau Dr. Anna Klöpfer, die schon seit Oktober 2012 vor Ort gearbeitet hatte, verlängerte Ihre für 2 Jahre geplante Tätigkeit an der Klinik bis Dezember. Auch 2014 übernahm der Verein die Bezahlung des Klinikgehaltes. Wir danken Ihr außerordentlich für eine unschätzbare Kommunikation und Unterstützung der Clinique St. Luc. Neben Ihrer Tätigkeit als Ärztin unternahm sie viel zur Weiterbildung der Mitarbeiter, organisierte neue Labortechnik und bildete junge Kollegen am Ultraschallgerät aus. Durch Anna wurden auch erhebliche Probleme in der Klinik offenbar: Das Management der Klinik ist uns aufgrund madagassischer Familienstrukturen schwer verständlich. Die Angestellten leiden spürbar unter mangelhafter Leitung und fehlender Kommunikation. Die Motivation der Mitarbeiter ist deshalb schlechter geworden. Ausbildung aber lohnt: Das diplomierte Pflegepersonal ist souverän im Umgang mit Patienten, mit Medikamenten und Geräten wie EKG oder Sauerstoffgeräten.

Veränderungen sind schwer oder nicht durchsetzbar. Versuche der Vereinsführung, hier Einfluss zu nehmen, blieben bisher erfolglos. Andere Probleme wären lösbar, sind aber von hier nicht zu klären: So fehlt es an der Klinik an kostenfrei vom Staat Madagaskar zu beziehenden Medikamenten gegen Tuberkulose, Malaria und AIDS, an vielem anderen auch.

In der urologischen Praxis Zeitz informiert nun eine hochmoderne Videoinstallation über Land und Leute und die Klinik in Tuléar. Die Präsentation des Landes im Wartezimmer der urologischen Praxis wurde erneut sehr begeistert angenommen.

Die ca. 20 Fahrräder der DEKRA- Akademie, die uns 2013 angeboten wurden, haben wir aufgrund unrentabler Transportmöglichkeiten nach Tuléar ausgeschlagen.

Großer Respekt gebührt den Gymnasiallehrerinnen Fr. Wolf und Fr. Czok und der aktiven Schar an Schülern der Klassenstufen 8 und 11. In zwei Vorträgen vor den Klassenstufen des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Zeitz über Projekt, Land und Leute des Vereinsvorsitzenden kam es zu angeregten Diskussionen. Basis war ein Geographie-Französich-Projekt und ein Kulturmarkt zum Thema Madagaskar. Anschließend nahmen die Schüler Kontakt mit Angelo Rakotomavo auf, der gleichfalls ein Schulprojekt vor Ort unterstützt. Mit eigenen Aktivitäten kam eine ansehnliche Spendensumme für die Klinik und auch für die Schule in Tuléar zusammen.

 

Eine Welt, die ihre Menschen liebt.

Eine Welt, die ihre Augen nicht verschließt

Vor dem Hunger, der Not und der Angst.

Wo die Blume und der Baum die Schönheit bestimmt

Und sauberes Wasser den Flüssen entrinnt.

Dafür singe ich heute dieses Lied.

 

Aufmerksamkeit und Dank gehört Frau Anett Leutritz, die als Leiterin mit ihrer Arbeitsgemeinschaft „Mein erstes Buch“ einen Teil des Erlöses von „Emilia diesseits und jenseits des Atlantiks“ an unseren Verein spendete. Das Gedicht ist diesem Buch entnommen und paßt so gut zu unserem Bemühen.

Im Februar gab uns Frau Rosemarie Züge-Gutsche Gelegenheit, im Buchkeller ihrer Brendel´s Buchhandlung Gera, das Hilfsprojekt öffentlich vorzustellen. Der Abend war gut besucht und sehr unterhaltsam. Ein beachtliches Spendenaufkommen war das Ergebnis.

Im April 2014 stellten wir unser Projekt im Rahmen des Abends der Wissenschaften am Georg-Samuel-Dörffel-Gymnasium Weida vor. Die Veranstaltung war gut besucht, Pläne wurden geschmiedet, aber trotz Engagement von Frau Werner und Herrn Kotsch nicht weiter verfolgt.

Dank gilt auch dem Steuerbüro Fürst & Partner mit Frau Kristina Odebrett, die die obligatorische Finanzabrechnung des Vereins kostenfrei für das Finanzamt vorbereiteten und somit mehrere hundert Euro an Spendengeldern sparten.

Seit 26.09.2014 arbeitet die belgische Kollegin Veronique Suttels an der Clinique St. Luc. Wir konnten sie erfolgreich vermitteln, nachdem sie von unserer Vereinsarbeit über den Madagaskarreiseführer und unsere Webseite erfahren hatte. Wir pflegen eine gelegentliche Kommunikation, um die Bedingungen der Klinik auch aus ihrer Sicht besser werten zu können.

Im November 2014 konnten die beiden Krankenpfleger Mattias und Michael Seifferth aus Altenburg das von Frau Dr. Birgit Nitsch aus Hohenmölsen gespendete tragbare Ultraschallgerät nach Madagaskar mitnehmen und in der Klinik übergeben. Nicht unerwähnt bleiben soll, dass sie einen Teil der beachtlichen Transportgebühren selbst übernahmen.

Ausblick:

Auch 2015 wird ein ereignisreiches Jahr. Im Sommer 2015 werden wir zu unserer 3. Reise an die Klinik aufbrechen, wieder begleitet von unserem Freund und Kinderarzt Christian Hönemann. Wir möchten die Fortschritte und die Probleme der Klinik analysieren und neue Projekte besprechen. Erstmals werden wir auch eine ähnliche Einrichtung in Fort Dauphin besuchen, wo die Ärztin Dr. Jane Olivier Basismedizin betreibt und dringend Hilfe bedarf. Wir werden berichten!

Wir möchten hiermit allen, die unseren Verein „Melzer-Madagaskar-Projekt e.V.“ und damit die Mitarbeiter und Patienten der Cliniqué St. Luc in Tuléar 2014 tatkräftig unterstützten, für Ihre Mitarbeit danken.  Bitte helfen Sie auch weiterhin. Wir garantieren die zuverlässige Verwendung der Spenden materieller und finanzieller Art.

Rippicha im Februar 2015

 

Heike & Frank Melzer