Liebe Mitglieder des Vereins, liebe Helfer, Spender und Unterstützer!

Wir schauen zurück auf ein ereignisreiches Jahr 2018, sowohl für den Verein als auch für Madagaskar, und wir möchten unsere nunmehr schon 4. Reise reflektieren: An die Kliniken St. Luc in Tuléar, an das Centre Medical in Fort Dauphin und an das staatliche Gebietskrankenhaus in Farafangana.

Nach Jahren politischer Stagnation und Instabilität stand Madagaskar 2018 ganz im Zeichen der Präsidentschaftswahlen, die am 07.11.2018 und die Stichwahl am 19.12.2018 stattfanden. Im April 2018 hatten Demonstrationen gegn die Regierung zu Ausschreitungen geführt, bei denen mindestens 2 Menschen getötet wurden. Diese Krise wurde durch das Verfassungsgericht beendet und der Amtsinhaber Hery R. zum Rücktritt gezwungen. Unter den 46 Bewerbern waren auch 7 Frauen, unter den Kandidaten 4 ehemalige madagassische Präsidenten und 3 ehemalige Premierminister. Aus der Stichwahl zwischen den zu den Vermögendsten Madagaskars zählenden Ex-Präsidenten Marc Ravalomanana und Andry Rajoelina, der seinen Kontrahenten 2009 aus dem Amt geputscht hatte, ging Letzterer mit 55.7% als Sieger hervor. Bedenken muss man, dass von den geschätzten 25 Millionen Madagassen ein Großteil der Wahlberechtigten Analphabeten sind und dass ca. 25% von ihnen keinen Personalausweis besitzen und somit die Wahl nicht ausüben durften. So waren nur 9.9 Millionen Madagassen für den Wahlkampf registriert. Sowohl bei der ersten als auch bei der Stichwahl lang die Wahlbeteiligung unter 5 Millionen. Der Wahlkampf kostete für madagassische Verhältnisse ein Vermögen. Eine Offenlegung der Kampagne und deren Geldquellen wurde nicht erreicht. Gesetze dazu oder Transparenz gab es nicht. So wurden u.a. im Oktober 2018 11 Hubschrauber aus Südafrika für den Wahlkampf und ein Stadion für 50.000 Menschen gemietet und diese mit Entertainment beworben, T-Shirts, Hüte, Nahrungsmittel und Geld direkt an die Leute verteilt usw… Während die Rivalität zwischen den beiden Kontrahenten seit Jahren die Politik Madagaskars bestimmte spielen die wahren Probleme Hunger, Armut und Korruption keine Rolle.

Clinique St. Luc in Tuléar:

An der Klinik werden wir, d.h. Christian Hönemann, unser Sohn Sebastian, Heike und ich, von Dr. Rakotomavo, seiner Familie und dem Personal sehr liebevoll empfangen. Unsere Vorahnungen bestätigen sich: Die Klinik stagniert. Der exzellente Ruf vergangener Jahre ist verflogen. Der Enthusiasmus des Personals ist Enttäuschung und Frust gewichen. Dringende organisatorische Verbesserungen sind nicht erfolgt. Das Personal klagt über fehlende Wertschätzung. Mit großer Freude registrieren wir, dass ein neuer Arzt eingestellt worden war. Für chirurgische Eingriffe wird noch immer ein Gastchirurg eines anderen Krankenhauses bestellt. So sieht auch der OP-Saal etwas in die Jahre gekommen aus. Die Apotheke der Klinik ist übersichtlich, erschreckend spärlich bestückt. Ambulanz und Krankenbaracken sind noch immer auf einem für Madagaskar außergewöhnlich hohen medizinischen Standard. Mehrfach im Jahr kommen OP-Teams aus Australien, um an der Klinik zu operieren.

Mit Stolz bekommen wir das neue Labormikroskop gezeigt, welches wir über action medeor im Mai 2018 für 1.425,- Euro gespendet hatten. Zusätzlich hatten wir zuvor für 1.100,- Euro Handschuhe, Blutdruckgeräte und Nahtmaterial geordert. Für die Klinik haben wir einen Laptop im Gepäck. In langen Gesprächen versuchen wir, die Probleme der Klinik zu verstehen. Jetzt wünscht sich Dr. Rakotomavo von uns eine Solaranlage, ein digitales Röntgen.. Wir vermissen den bescheidenen Charme der vergangenen Jahre.

Für die Grundschule in Motombe kaufen wir beim Schreinermeister wie schon Jahre zuvor für 1.200,- Euro Schulmöbel. Das Geld war von den Schülern und Lehrern des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Zeitz im Rahmen eines langjährigen Projektunterrichts und zusätzlichen Engagements gesammelt worden.

Centre Medical de Taolagnaro in Fort Dauphin:

Dr. Jane Olivier erstaunt uns immer wieder. Mit unglaublicher Energie verbessert sie die Klinik bautechnisch, führt und leitet ihr Personal, umschifft geradezu atemberaubend stetig neue Hindernisse korrupter Beamter. So ist es kein Wunder, dass pünktlich vor unserer Ankunft die durch unseren Verein finanzierte Photovoltaikanlage mit Energiespeicher fertig gestellt wurde. Eine sorgfältige Planung, Beschaffung per Container über See- und Landweg, Transport aus Deutschland und Installation durch einen Schweizer Fachmann kann man nur wertschätzen.

Dr. Jane bezeichnet ihr Personal als „Mon Equipe Speciale“. 40 Mitarbeiter und 4 Ärzte bieten qualifizierte medizinische Hilfe. Wir können uns von der gegenseitigen Wertschätzung und dem Respekt zwischen Klinikleitung und Ihrem Personal persönlich überzeugen.

Centre Hospitalier de Reference Regionale Farafangana:

Auf unserer Reise entlang der Ostküste nach Norden kommen wir auch durch den Distrikt Farafangana mit ungefähr 200.000 Einwohnern. In der gleichnamigen Hauptstadt leben ca. 25.000 Menschen. Wir nutzen die Gelegenheit und schauen uns die staatliche Ambulanz und das regionale Krankenhaus an. Der Direktor Dr. Arthur Randrianaivo führt uns durch die Klinik. Der bauliche Zustand ist überraschend gut, sauber und gepflegt. Die Ausstattung ist entsetzlich schlecht, extrem überaltert und kaputt. In der Spezialambulanz für Sichelzellenanämie wird ebenso fleißig gearbeitet wie in den Krankenstationen.

Stolz wird uns das von einer 16-jährigen Patientin in der Nacht entbundene Baby gezeigt. Die Hochschwangere und ihre Angehörigen waren 60 km zu Fuß für die Risikoentbindung an die Klinik gelaufen.

Auch hier sind die Behandlung von Malaria, Durchfalls- und Atemwegserkrankungen die häufigsten Fälle. Wir bieten Unterstützung an und erfahren, dass der letzte Blutbild-Laborautomat kaputt und Ersatz nicht in Sicht ist. So kaufen wir spontan über einen Medizin- gerätehändler in der Hauptstadt Tana für 9.360,- Euro einen Laborautomaten und 2 Sauerstoffgeräte. Deren Einsatz an der Klinik wird uns später per Mail freundlich dankend von Dr. Randrianaivo bestätigt.

Dank großzügiger Unterstützung durch den Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Burgenlandkreis Herrn Mario Kerner und durch den Vorstandsstab Herrn Jan Goldacker hatten wir die wunderbare Möglichkeit, unser Projekt im Rahmen einer eigenen Ausstellung in den Geschäftsräumen der Sparkasse Burgenlandkreis in Zeitz zu präsentieren. So stellten wir 56 großformatige eigene Fotos und in 2 Vitrinen Werkzeuge, Handwerkserzeugnisse und Kunst des Landes aus. Nicht nur die Ausstellungseröffnung war sehr gut besucht. Auch danach bekamen wir sehr begeisterte Rückmeldungen. Zugunsten des Vereins wurden Bilder verkauft.

Am Jahresanfang wurde die Internetpräsenz des Vereins inhaltlich überarbeitet, die Präsentation modernisiert.

Inzwischen haben wir nun auch sehr gelungene Visitenkarten für unseren Verein. Danke hier für die Kompetenz des Druckhauses Blockwitz in Zeitz. Diese Kärtchen sind dazu gedacht, die Idee, unseren Verein zu unterstützen, und die dazugehörige Kontonummer, auch zu Hause nicht vergessen zu haben.

Wir möchten allen, die auch 2018 unseren Verein Melzer-Madagaskar-Projekt e.V. und damit die Mitarbeiter und Patienten der Clinique St. Luc in Tuléar und des Centre Medical de Taolagnaro in Fort Dauphin tatkräftig unterstützen, für ihre Hilfe danken. 25.580,94 Euro Spendengelder im Jahr 2018 ist ein neuer Rekord seit der Gründung des Vereins 2011. Durch 511 Spender wurden wir innerhalb eines Jahres so zahlreich wie noch nie unterstützt.

Erneut sei hier wieder den Schülern und Lehrern des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Zeitz gedankt, die ihr begonnenes Engagement für die Grundschule in Tuléar auch im Rahmen der Festwoche der Schule fortgeführt haben. Sie spendeten für die Grundschule Motombe 459,50 Euro.

Bitte helfen Sie auch weiterhin.

Aktuelle Infos, Spendenhinweise und Fotos unter:

www.melzer-madagaskar-projekt.de

Heike & Frank Melzer

Rippicha, im Mai 2019